Über die Spanienblätter

Heimo Kuchling, 18.2.1999
 

Das Land, das sich vor den Augen ausbreitet, ist herrlich: es ist voller Licht, die Landschaft ist tief, sie ist reich gegliedert, da erheben sich steile Berge, dort erstrecken sich Ebenen und niedrige Bergzüge, da liegt ein Dorf mit kubischen Häusern in einer Mulde, dort krönt eine alte Burg einen niedrigen Bergrücken. Die Linie, die Hortensia zeichnet, tastet sich den Grenzen des Motivs entlang, und ihre Abstraktionskraft klärt die Formationen. "Natur" und menschliches Werk greifen ineinander und heben sich gegenseitig hervor. Das Licht wird Farbe: Abstrahiert die Linie Gestalten, so haucht die Farbe der Abstraktion sinnliches Leben ein. Die Farbe scheidet Erde und Himmel und ihre Leuchtkraft entspringt der Strahlkraft des Lichtes, so sparsam sie auch verteilt sein mag. Ja gerade diese Sparsamkeit steigert den Eindruck, den die Lichtfülle des Südens auslöst: ein Gelb, ein Blau ein Grün, auf der Bildfläche so verteilt oder konzentriert, daß sie diese kompositionell akzentuiert, werden zu Ruffarben, zu Ausdrucksfarben.

Hortensia ist Bildhauerin: die Notwendigkeit, eine naturgegebene Gestalt zu höchstmöglicher Klarheit zu läutern, veranlaßt sie, nicht nur die menschliche Gestalt zu figurieren, sondern alles Sichtbare geistig zu präzisieren. Eine geklärte Körperlichkeit der Skulptur bedingt die Klärung landschaftlicher Formationen und eine Farbhymne an das Licht.
 

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