Allein mit der Lektüre, blättern in Zeichnungen, Formen, Figuren - wie jetzt am besten beginnen?
Den Blick ganz einfach ruhen lassen auf Räumlichkeit, Körperlichkeit und Form, die - klar und deutlich abgegrenzt - so ungewohnt wohltuend für Geist und Auge sind?
Die der Zeit, die da so kurzatmig und zerbrechlich vorbeirast-, gleichsam einem ruhenden Pol oder mehr noch - dem sprichwörtlichen Fels in der Brandung zeitlos Einhalt gebieten.
Kann man der eigenen Betrachtung trauen, die
plötzlich befreit scheint von Verletzungen, befreit von
Zerstörtem und Verquertem, an das sich unser Auge unbemerkt,
langsam resignierend, Gewohnheit geworden, endlich gewöhnt hat?
Kann man dem Blick trauen, der
bewegt, aufrichtet, ordnet, klar unterscheidet, -
kein billiges Haschen nach Effekt, keine Aufdringlichkeit,
sondern beinahe Ehrfurcht?
Kann man ihr trauen?
Wer ist
Hortensia Fussy? Lässt sich ein Mensch definieren?
Oder was ist Kunst? Lässt sich Kunst definieren?
Braucht man den Menschen um Kunst zu definieren oder gar umgekehrt die Kunst um den Menschen zu definieren?
Was wäre, wenn wir auf all diese Fragen ganz einfach mit dem erweiterten Kunstbegriff nach Joseph Beuys antworten, mit der Verschmelzung von Kunst und Leben ?
Wenn Beuys sagt, jeder Mensch ist ein Künstler, so ist dies zwar nicht in dem Sinne zu verstehen, dass nunmehr jeder Mensch ein Maler oder Bildhauer sei oder sein könne, man muss sich hüten das Jeder Mensch ein Künstler - Zitat falsch zu interpretieren, doch drückt es aus, dass jeder Mensch über ein Potential an Kreativität verfügt, dem eine ungeheuere Kraft innewohnt, dessen er sich bewusst werden und die er nutzen sollte.
Hortensia Fussy wurde sich nicht nur dessen bewusst, sondern sie wurde in der Tat Malerin, Bildhauerin, wunderbare Künstlerin.
Die von der Kreativität ausgehende Kraft ist für Beuys Kunst und eben diese Kraft umgewandelt in Sinnlichkeit aus Ton, Stein, Bronze und Gips bedeutet für mich Hortensia Fussy.
KR Mag.
Susanne RANETZKY
Direktorin des
Österreichischen Kulturforums
Bratislava
Bratislava, März 2003