Werner Würtinger, 25.Mai 2001, an Stelle eines Vorwortes



"Sinn und Zweck des Kunstwerks sind unverändert und durch alle Zeiten die gleichen. Das echte Kunstwerk entsteht ohne Rücksicht gegenüber politischen, gesellschaftlichen oder persönlichen Bindungen. Es ist wie ein Kristall, klar, übersichtlich, maßvoll, scheinbar ein Chaos und doch von höchster Ordnung..."
Fritz Wotruba aus seiner Rede zur Eröffnung der ersten Kunstausstellung in Alpbach

Das Labyrinth der Spiegelkammer läßt im organisierten Verwirrspiel die Dimension von Zeit und Raum für einen Moment sichtbarer Wirklichkeit an Stelle durch Gewöhnung bekannter Erscheinungsbilder treten. Ob ins Zentrum strebend, oder dieses verlassend, wird der Betrachter zum Teilnehmer der Gesamtraum-Erfahrung und Subjekt seines handelnden Egos. Im Zustand der Verdauerung des Augenblicks setzen sich Phänomene des Bewußtseins beim Betroffenen frei, der sie zum Verweilen bannen und ihre Flüchtigkeit in visionäre Realen zu transformieren sucht. Dieser ausgesetzte Zustand des geöffneten Blicks des erhabenen Erinnerns wird begleitet von der Gefahr der Verletzlichkeit durch das Gewöhnliche. Und die Arbeit des Künstlers begründet sich in eben diesem Aufspüren von Erinnern im blinden Fleck der Zeitlosigkeit. Die allgegenwärtigen Fragmente kultureller Konglomerationen behaupten ihren Anspruch auf Ordnung im Vertrauen auf Systeme und Systemerhalter innerhalb ihrer gesellschaftlichen Strukturen - die virtuellen Gitter schöpferischer Infragestellung suchen die Entrückung des banal Wirklichen in der nicht meßbaren Distanz zum Genie.

Diese Zeilen habe ich für Hortensia in Gedanken an ihre Arbeit geschrieben. Sollte sich Sympathie zwischen ihrem Werk und dem Text entwickeln, wäre dies bestimmt nicht reiner Zufall.

Werner Würtinger, 25.Mai 2001

Noch einmal zur Erinnerung an Wotruba anläßlich eines Besuchs in Hortensias Atelier. Er schaute sich lange um und sagte dann: "So wie es hier liegt, müßte man die Arbeiten, ohne ihre Situation zu verändern, ausstellen."

Auch eine mögliche Verletzungsgefahr?